Die Geschichte der Familie Niggl

 

Mauerkirchen

Der Mauerkirchner Wirt Andreas Niggl

Taufeintrag Andreas Niggl

Doch nun zurück zu Andreas Niggl, der am 26. November 1701 in Vogtareuth geboren wurde. Da, wie wir schon wissen, sein Bruder Wolfgang die elterliche Metzgerei übernommen hatte, musste Andreas anderweitig sein Auskommen suchen. Er fand sein Glück in Mauerkirchen, einem kleinen Weiler in der Nähe von Bad Endorf, ca. 30 km südöstlich von Vogtareuth. Hier in Mauerkirchen kreuzten sich seit Urzeiten mehrere Straßen. Eine dieser Straßen war möglicherweise eine Bernsteinstraße, auf der das Nordsee-Bernstein aus Schleswig entlang der Elbe, Inn und Etsch nach Rom gebracht wurde. An der Kreuzung dieser Straßen befand sich wie üblich eine Poststation und ein Gasthaus. Der Wirt dieses Gasthauses, Joseph Frauhofer (unseres Wissens nicht verwandt mit dem Straubinger Optiker Joseph Fraunhofer), war um 1720 verstorben. Andreas nahm die Gelegenheit beim Schopf, heiratete im Februar 1724 die Witwe Elisabeth und wurde so zum Mauerkirchner Wirt. Allerdings starb Elisabeth bereits kurz nach der Hochzeit und Andreas heiratete im Februar 1725 seine zweite Frau Maria Ebner eine Metzgerstochter aus Gangkofen. Das Gasthaus in Mauerkirchen existiert noch immer und nennt sich heute Gasthof Alte Post. Von den Kindern des Andreas und der Anna sind uns bisher die folgenden bekannt:

  1. Anton (1726–1819)
  2. Maria (*1726)
  3. Andreas (*1729)
  4. Joseph (*1736)

Von Maria und Andreas wissen wir nichts näheres aber Joseph bleibt in Mauerkirchen wo er den Gasthof der Eltern übernehmen wird. Sein Enkel Franz von Paula Niggl, wird 1799 in Rott zum Benediktiner Pater Chuno geweiht. Nach mehreren Zwischenstationen wird er lange Jahre als Truchtlachinger Pfarrer wirken. Anton, der für uns wichtigste Sohn der Beiden, wird später als Wirt nach Kirchdorf am Haunpold ziehen. Bevor wir uns jedoch ihm und seinen zahlreichen Nachkommen zuwenden, beschäftigen wir uns noch kurz mit dem bewegten Leben Chunos.

Franz von Paula (Chuno) Niggl, Pfarrer von Truchtlaching

Franz von Paula, Sohn von Joseph Niggl wurde am 10.12.1778 in Mauerkirchen geboren und starb 20.11.1866 in Ising bei Seebruck am Chiemsee. Über Cuno, nach dem auch die Cuno-Niggl Straße beim Traunsteiner Krankenhaus benannt wurde, erschien anlässlich seines 125. Todestages in den Chiemgaublättern folgender Artikel [12]:

„Die Säkularisation des Jahres 1803 brachte die Aufhebung der bayerischen Klöster mit sich. Für zahllose Konventualen bedeutete dies einen radikalen Einschnitt. Zwar sicherte eine Mindestpension die finanzielle Existenz, doch war der Staat, um Kosten zu sparen, bemüht, möglichst viele Mönche im Schuldienst oder auf Pfarrstellen unterzubringen. Diesen Weg ging auch ein junger Benediktiner des Klosters Rott. Cuno Niggl aus Mauerkirchen nahe Endorf hatte am 15. Dezember 1799 die Profeß abgelegt und war am 20. Dezember 1801 zum Priester geweiht worden. 15 Monate später musste er das Ende des politisch bedeutendsten und reichsten Innklosters miterleben!

Niggl fand eine Anstellung als Hilfspriester in Magnetsried am Starnberger See, wo er neun Jahre tätig war, bevor er am 24. November 1813 Pfarrer von Truchtlaching wurde. Sein Wirken hinterließ bleibende Eindrücke. Die Anschaffung der ersten Orgel, neuer Glocken sowie einer Turmuhr, die Renovierung des Pfarrhofs und sein persönliches finanzielles Engagement für die Errichtung eines Schulhauses seien als Beispiele genannt. Grabplatte Chuno Niggl Das von ihm angelegte Familienbuch und eine Chronik werden als wertvolle historische Quellen noch heute im Archiv der Pfarrei verwahrt. 1840 resignierte Niggl und ging als Wallfahrtspriester nach Maria Eck, wo er bis 1856 lebte; zur Sicherung der dortigen Kuratenstelle errichtete er 1852 eine Stiftung und stattete sie mit 5000 Gulden aus. Letzte Station seines bewegten Lebens war ab 1857 Ising. Als Emerit versah er die dort notwendigen seelsorgerischen Dienste bis zu seinem Tod. Sein Grabstein befindet sich an der äußeren Südostseite der Isinger Kirche.

In seiner letztwilligen Verfügung stiftete Niggl das „Chuno- Niggl’sche Beneficium des städtischen Krankenspitals“ Traunstein. Der Ertrag dieses Kapitals ermöglichte die Beschäftigung eines katholischen Priesters, der die seelsorgerischen Belange des Krankenhauses wahrnahm. Durch Inflation und Währungsreform wertlos geworden, wurde es mit Beschluß des Stadtrates vom 21. Juli 1960 aufgehoben und das restliche Vermögen der katholischen Stadtpfarrpfründe zugeführt. An den Wohltäter erinnert eine Gedenkplatte im heutigen Krankenhaus.“

Literaturverzeichnis