Die Geschichte der Familie Niggl

 

Einleitung

Nikolaus von MyraUm 1100, als Familiennamen gebräuchlich wurden, entstand der Name Niggl, wie viele andere auch, aus dem christlichen Taufnamen Nikolaus. Nikolaus war damals, nach Johannes, der zweithäufigste Rufname und entsprechend häufig sind auch die daraus abgeleiteten Familiennamen. So können neben Niggl, Nickl, Klaus und Lausmann noch ca. 250 andere Familiennamen auf Nikolaus zurückgeführt werden. Landschaftlich sind diese Formen unterschiedlich verteilt. Nach Einwohnerbüchern konzentrierten sich um 1930 z.B. die Klaw(e)(s) im Nordosten, die Laes, Kläs, Klasen, Klaßmannim Rheinischen (Köln 92x), die Klaue, Klaumann in der Lausitz, die Klohmann, Klomen in der Pfalz, die Nigg(li) in der Schweiz (Zürich 40x) und die Nig(g)l, Nig(g)el in Bayern (München 63x) [1].

Unsere Familie hat ihre Wurzeln im Chiemgau, wo der Name bis heute recht häufig ist und lässt sich im Augenblick bis ca. 1630 zurückverfolgen. Dabei ist das älteste uns bisher bekannte Familienmitglied ein gewisser Matthias Niggl der aus dem kleinen Dorf Vogtareuth bei Wasserburg stammt. Ebenso wie Matthias, waren im 17. und 18. Jahrhundert viele Mitglieder der Familie Metzger die sich überall im Chiemgau niedergelassen hatten. So gab es zum Beispiel Niggl’sche Metzgereien in Vogtareuth, Egglham, Halfing, Höslwang, Schonstätt, Eggstätt, Felden und Au bei Bad Aibling. Später war auch der Beruf des Wirts bzw. Braumeisters in der Familie Niggl weit verbreitet. Der erste uns bekannte Wirt war Andreas Niggl der 1724 in das Gasthaus in Mauerkirchen bei Endorf eingeheiratet hatte. Sein Sohn Anton erwarb später ein Gasthaus in Kirchdorf am Haunpold das für ca. 150 Jahre im Besitz der Familie blieb. Von den Söhnen dieses Antons übernahm einer das Kirchdorfer Wirtshaus, ein zweiter wurde Braumeister und gründete das Nicklbräu in Wasserburg. Einer der Enkel Antons erwarb schließlich die Brauerei des säkularisierten Klosters Baumburg bei Altenmarkt an der Traun. Aber nicht nur Metzger, Wirte und Brauer sondern auch heute so exotisch wirkende Berufe wie der eines Wurzelgrabers oder Kornmeisters wurden von Mitgliedern der Familie ausgeübt.

Weitere, im Chiemgau und auch darüber hinaus bekannte Mitglieder der Familie waren der Truchtlachinger Pfarrer Cuno Niggl, nach dem eine Straße beim Traunsteiner Krankenhaus benannt wurde oder der Frauenchiemseer Schuster Michael Niggl. Ignaz Niggl, einer der Söhne des bereits erwähnten Kirchdorfer Wirtes Anton Niggl, war Bürgermeister von Bad Tölz. Hier verwaltete er die Kalvarienberg Stiftung und war die treibende Kraft bei der Neugründung des 1803 säkularisierten Franziskanerklosters. Aus Vogtareuth schließlich, der Keimzelle der Familie, stammt der Optiker Joseph Niggl, der Lehrer, Freund und später auch Arbeitskollege des berühmten Münchner Optikers Joseph von Fraunhofer war. Die Linsen und Instrumente des Joseph Niggl waren damals sehr bekannt, so lies sich auch Johann Wolfgang v. Goethe, der sich viel mit der Entstehung der Farben beschäftigte, einen Niggl’schen Polarisationsapparat bauen. Mit der Qualität dieses Messgerätes war Goethe so zufrieden, dass er es in seinem Buch über die „Farbenlehre“ lobend erwähnt. [2]

Diejenigen Nachfahren des Vogtareuther Stammvaters Matthias Niggl, die schließlich den Freilassinger Zweig der Familie begründeten, wanderten im Laufe von 350 Jahren von Vogtareuth über Mauerkirchen, Kirchdorf, Wasserburg, Frauenchiemsee, München und Marzoll nach Freilassing bzw. Waging. In der unten dargestellten Karte ist diese Wanderung mit den jeweils umziehenden Personen und den Zeiten ihres Umzuges dargestellt. In fast allen der oben genannten Orte leben auch heute noch Mitglieder der Familie.

Die Herkunft des Freilassinger Zweiges der Familie Niggl.
Die Herkunft des Freilassinger Zweiges der Familie Niggl